Leserbrief zum Für und Wider der „Fall“ Kimmich, siehe Berliner Zeitung vom 30.10.21

Nutze Herr Kimmich seine Position als populärer Fußballspieler dazu, um all jene zu ermutigen sich nicht impfen zu lassen? Trat er mit dieser Position in die Öffentlichkeit oder beging er gar Zersetzung am allgemeinen Impfverhalten? NEIN!

Herr Kimmich erklärte sich ehrlich und offen, als die BILD Zeitung den Deutschen bekannt gab, dass er noch nicht geimpft wurde. BILD hatte es aus gut informierter Quelle bezogen und das an BILD Durchgestochene, wie sowas jetzt heißt, wurde von BILD in die Öffentlichkeit gezerrt.

Zur öffentlichen Abwehr gezwungen sei gesagt, Herr Kimmich log nicht, weder in den folgenden Interviews oder Talkshows, die dann für gewöhnlich dem „Skandal“ inflationsartig folgen. Da kennen wir ganz andere Kaliber, die sich anfänglich mit Lügen aus der Affäre gezogen haben.

Also, diese journalistische Supermacht in Deutschland zwang Herrn Kimmich damit eine Auseinandersetzung in der Öffentlichkeit zu seinem Impfverhalten auf. So wandelte sich etwas sehr Persönliches, und ich denke sich dem Tod durch Nichtimpfung aus zusetzen ist sehr persönlich, zu etwas unerhört Skandalösem. BILD sei Dank oder anders formuliert, BILD bildet deine Meinung!

Das Haus Springer zeigt wieder einmal, dass es sich jeden Menschen in Deutschland vorknöpfen kann, den es haben will und ihn auch zu Fall bringen kann, was natürlich besonders eine deutliche Warnung an jeden ist, der in der Öffentlichkeit steht! Hinzu kommt dazu noch der Umstand, bei der BILD weiß man sehr wohl was Umsatz schafft: kreiere einen Skandal und der Umsatz geht durch die Decke.

Das Geschäft mit dem Menschen Kimmich nenne ich von Eigennutz getrieben, ist verwerflich und im hohen Maß undemokratisch, weil damit eine führende Informationsquelle der Deutschen, die eigentlich zu der vierten Gewalt in der Demokratie gehören sollte, diese so nicht mehr stützt, sondern dazu verkam eigennützig zu handeln, persönliche und politische Gestaltungsambitionen unter BILD-Redakteuren ein Zuhause gab, wie wir seit der Causa Julian Reichelt wissen.

Das Prinzip „BILD dir deine Meinung“ ist so banal wie effektiv. Einmal von BILD lanciert, konnten diese Redakteure auf jene setzen, die nach der Veröffentlichung dieser Haltung von Herrn Kimmich zu seinem Impfverhalten massenhaft über ihn herfallen werden, ob seines unsolidarischen Impfverhaltensverhaltens. Aber man wusste auch, dieser „Skandal“ hat die Kraft für lange Zeit durch den deutschen Blätterwald, das Internet oder alles was Menschen die Möglichkeit gibt sich zu äußern, zu rauschen. Er bringt eben Geld!

Joshua Kimmich kann sterben, wenn er Unglück hat und ihn diese verteufelte Krankheit ereilt. Joshua Kimmich ist sich dessen bewusst, so denke ich. Aber es ist sein Leben! Herr Kimmich kann nicht mit unredlichen Mitteln in die Öffentlichkeit gezerrt und als schlechtes Beispiel durch dieselbige geschliffen werden und er ist schon gar nicht verantwortlich für all jene, die sich der Impfung verweigern!

Herr Sören Kittel (Siehe die Berliner Zeitung vom 30.10.21 21 – Die Contra Position zu Herrn Kimmich) lässt leider in seiner Argumentation tunlichst aus, dass Herrn Kimmich die öffentliche Darstellung seiner Haltung zur Corona Impfung von BILD aus Eigennutz aufgezwungen wurde. Er sich niemals als Vorkämpfer der Impfverweigerer in die Öffentlichkeit drängte womit erst dann die Argumentationskette unsolidarischen Verhaltens gerechtfertigt gewesen wäre. Aber unter diesem Aspekt, einer rein persönlichen Haltung hätte Herr Kimmich es verdient von Herrn Kittel analysiert zu werden und nicht als „Causa unsolidarischen Kollektivverhaltens“. Herr Sören Kittel begeht mit seiner Argumentation auch grobe handwerkliche Fehler: „Joshua Kimmich ist privilegiert – Er kann sich alle zwei Tage testen lassen – und er hat Zugang zu den Antworten, die er so dringend braucht.“ Herr Kimmich ist nicht privilegiert, weil er sich alle zwei Tage testen lassen kann, was also viermal in der Woche bedeuten könnte. Schüler an deutschen Schulen machen das dreimal in der Woche. Daraus kann man kein Privileg ableiten und auch nicht aus der Tatsache zum Wissenszugang, was Herr Kittel „Antworten erlangen“ nannte. Das Wissen was Herr Kimmich zum Thema Covid hat, dürfte Allgemeingut sein und nicht einer Kammer der besonders Aufgeklärten entstammen.

Mit einigen markigen Begriffen in der Meinung von Herrn Matuschek (Siehe die Berliner Zeitung vom 30.10.21 – Die Pro Position zu Herrn Kimmich) mag ich nicht konform gehen. Aber in einem gebe ich ihm recht, es geht in dieser Auseinandersetzung um mehr als um Herrn Kimmich. Es geht darum, ob unsere Bundesrepublik weiterhin die Meinung des anders Denkenden und Handelnden aushalten kann oder ob dieses Land mittlerweile so schwach ist, dass es mangels Überzeugungskraft Vorschriften zu Formulierungen bei Sachverhalten erlassen muss, somit massenhafte Konformität, Angst erpresst und letztendlich jenen dieses Land vor die Füße wirft, die im Namen der Demokratie diese eigentlich abwirtschaften. China ob seines Umgangs mit seinen Leuten in der Corona-Krise anprangern ist das Eine, aber ein bisschen Meinungs- und Handlungskonformität als wünschenswert vermitteln ist bigott!

Es sei nochmals hervorgehoben, jeder, der sich heute nicht impfen lässt nimmt billigend in Kauf zu sterben. Das ist so lange eine sehr persönliche Entscheidung, solange derjenige damit nicht andere mit in Gefahr, in den Tod nimmt. Wer aber dieses Risiko trägt, ist nicht verantwortlich für das Tun der anderen, das mögen diese bitte schön selbst ertragen.

Herr Kimmich kreierte zu Beginn der Corona-Krise die Hilfsinitiative „We-Kick-Corona“ ist er damit auch verpflichtet sich impfen zu lassen, ist diese Initiative ein Widerspruch zu seinem derzeitigen Impfverhalten? Ich denke nein! Diese Hilfsinitiative sammelte Geld und gab es dahin, wo es schnell gebraucht wurde. Man sagt er war dabei sehr erfolgreich. Und, der Vergleich sei mir erlaubt, wer Milch für kleine Kinder sammelt, muss kein Milchtrinker sein. Ich will es mir aber nicht zu einfach machen. Die Hilfsaktion „We-Kick-Corona“ ist in ihrer Wirkung etwas umfassender, als sich impfen zu lassen, das Impfen ist in dieser Aktion eine Teilmenge. Natürlich wäre Herr Kimmich besser beraten gewesen sich darüber im Klaren zu sein, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt das Impfen auch mit in solch eine Aktion gehört, also auch seine Impfung. Und erst recht dann für den Zeitpunkt, wenn die sogenannte Herdenimmunität unter den Einwohnern in Deutschland nicht erreicht ist. Den Zeitpunkt hat er wohl verpasst!

Doch dieser Pranger, an den er gerade in Deutschland und darüber hinaus gestellt ist, ist seinem Verhalten unangemessen und lässt nur den Schluss zu, nicht nur ihn sondern auch andere Andersdenker einzuschüchtern. Aber am besten wäre es wir fragen bei der BILD nach, was für ein Deutschland sie haben möchten.

Wir können nicht vom mündigen Bürger sprechen und von der Freiheit des anders Denkenden, wenn wir nicht einmal in so einem fundamentalen Fall von Selbstbestimmung in der Lage sind das zu tolerieren. Herr Kimmich gefährdet sich und die für die er Verantwortung trägt, er ist aber kein Fall für den Pranger. Wobei an den öffentlichen Pranger zu stellen schon ein Unterschied zwischen einer Demokratie und einer Diktatur darstellen sollte.

Wenn die Bundesrepublik ihren Bürgern das Recht auf Impfverweigerung gesetzlich zugesteht, ist es widersprüchlich, ja bigott Impfverweigerer öffentlich anzuprangern, zu drängen oder gar zu nötigen, damit diese sich doch impfen lassen. Also, entweder oder! Und ich denke es gibt in diesem Fall einer Pandemie nur eine Ausnahme und die ist die, das auf deutschen Straßen die Toten herumliegen oder bereits 20% der Deutschen verstorben sind. Dann und nur dann, darf es kein Recht mehr auf Impfverweigerung geben, denn ab da geht es um die Existenz von Massen an Mitmenschen in Deutschland.

Es ist gut, dass für die Regierenden die Zahl zum entschiedenen Handeln nicht bei 16 Millionen liegt, sondern schon bei ca. 8000 Intensivfällen, wo Ärzte zu entscheiden haben wer leben darf und wer nicht. Die sogenannte Triage zur Anwendung käme. Aber solch ein entschiedenes Handeln muss gesetzliche Konsequenzen haben, gesellschaftlich akzeptiert sein und wenn das Parlament den Weg dafür nicht frei machen kann, von einer Volksabstimmung getragen sein.

Also, wer heute der Meinung ist, dass sich Deutschland in Kürze dahin entwickelt, also der Tot von ca. 16 Millionen Menschen droht oder aber schon bei 8000 Schwerstkranken auf den Intensivstationen in deutschen Krankenhäusern, der Zwang zum Einschränken der Impffreiheit gestoppt werden muss, der sollte schleunigst die Gesetze ändern und das Recht auf Impfverweigerung aussetzen!

Wenn Herr Kimmich in dieser Situation auf das Nichtimpfen beharrt und dies öffentlich kundtut, dann hat sich die Gesellschaft vor ihm zu schützen. Doch solange wir nicht in dieser Situation sind, der Spielraum für die Demokratie noch gegeben ist, solange hat die Gesellschaft ihn zu schützen, vor undemokratischen Übergriffen, wie Lynchjustiz- oder Hexenverbrennungsmethoden.

Übrigens, wo war BILD, als die Kapazitäten in den Krankenhäusern mehr und mehr zurückgefahren wurden, die Pflegenden überlastet und zu wenig Geld bekamen? Die Privatisierung der deutschen Krankenhäuser auf Nutzen oder Schaden für die Gesellschaft zu recherchieren gewesen wäre. Das hätte die vierte Gewalt, der Journalismus in Deutschland, also auch bei BILD zu leisten gehabt. Aber dazu taugten die Redakteure bei BILD wohl nicht. Sie formen eher an Höherem, an einem Neuen Deutschland und ließen es sich gut gehen Skandale zu inszenieren, Menschen zu Fall zu bringen, was ja auch einfacher ist, als solide Recherche zu den Problemen in Deutschland!

Published by Carsten Bluck

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