Von einer Demokratie in die Diktatur?
Wie schliddert man von einer Demokratie in eine Diktatur, eigentlich ist es von den Zahlen her ganz einfach zu machen, wie mit einem Backrezept, man gewinnt ca. 20% der Bevölkerung für seine Ziele und kann erwarten, dass diese 20 % sich so kräftig, lautstark und einschüchternd in der Gesellschaft von nun ab einbringen, dass der Rest zu der Auffassung gelangt, man muss sich ja eigentlich, um zukünftig keinen Ärger zu haben, diesen 20 % anschließen.
Als die Deutschen vor 1932 zu der Auffassung gelangten, dass die Demokratie abgewirtschaftet hatte, wählten sie die, die Führungsfähigkeit und Führungsstärke lautstark verkündeten. Besonders Hitler legte großen Wert darauf, auf demokratischen Weg an die Macht gelangt zu sein, das er auf dem Weg an die Macht mit seiner SA auch entsprechend nachhalf, einschüchterte, gehörte mit dazu, denn die schwankende und schweigende Mehrheit, die 80%, mussten ja zuzüglich des Mittels der allen alles versprechen Parolen, auf den Weg in eine neue Gesellschaft gestoßen werden.
Symbole sind bei solcher schleichenden Gesellschaftstransformation ebenfalls wichtig, denn die Mehrheit der Menschen schwankt zu dieser Zeit noch, ist unsicher, muss zusätzlich motiviert werden und sei es handfest!
Als der Reichstag 1933 im Februar brannte, ein Anschlag schlechthin auf die Demokratie, spielten sich als Retter der Demokratie die Nazis auf, die auch sehr schnell die Schuldigen, die Feinde der Demokratie ausmachten. Es waren nach ihrer Meinung die Kommunisten, übrigens zu der Zeit die größten Wahlkampfgegner der Nazis! Da die Nazis bereits zu der Zeit staatliche Macht ausüben konnten, war es gar nicht mehr verwunderlich, was sich ab da an mit der ersten großen Säuberungsaktion in Deutschland abspielte. Wie diese Säuberungsaktion propagandistisch vorbereitet und begleitet wurde, wie Stimmung gemacht wurde und wie, mit welcher Sprache, dies belegen folgende kleine Zitate:
Joseph Goebels schrieb am 28.02.1933 in sein Tagebuch:
„Das Kabinett hat eine sehr scharfe Verordnung gegen die K.P.D. beschlossen. Diese Verordnung sieht die Todesstrafe vor. Das ist auch notwendig. Das Volk verlangt das jetzt. Es erfolgen Verhaftungen über Verhaftungen. Nun wird die rote Pest mit Stumpf und Stiel ausgerottet.“
Auf einem Wahlplakaten der NSDAP, entworfen von Goebels am 28.02.1933, war zu lesen:
Der Reichstag in Flammen!
„Zerstampft den Kommunismus!“
„Zerschmettert die Sozialdemokratie!“
In kurzer Zeit separierten die Nazis tausende von denen, die sie auf ihren Listen hatten, von denen sie Widerstand bei der weiteren Machterlangung und Machtgestaltung zu erwarten hatten, von den anderen Mitgliedern der Gesellschaft, den Unentschlossenen. Weggesperrt, verprügelt, gedemütigt und ihrer sicheren Zukunft beraubt, waren es Kommunisten, Sozialdemokraten, Männer und Frauen der Kirchen und nicht zuletzt Juden, die sich ab da Repressalien in Deutschland gegenüber sahen.
Mit Sicherheit kam diese Botschaft der Gewalt, diese Einschüchterung, bei den Schwankenden an. Denn was das Ziel der Nazis, ihrer Gesellschaftransformation von der Demokratie in Deutschland zur Diktatur war, ist bekannt, ebenfalls das Ergebnis. Die Deutschen ließen sich zu einem der schrecklichsten Verbrechen in der Geschichte der Menschheit verführen.
Ich bin mir bewusst, dass mit meiner folgenden Darstellung Denkunwillige, jene, die am liebsten nur das aus der Geschichte zulassen, was ihnen nützt, sich ermutigt sehen mir eine unerhörte Gleichsetzung zu unterstellen. Aber wer so geschichtsunbewusst an die Tagespolitik herangeht muss sich nicht wundern, wenn Geschichtskundige hellhörig werden. Doch solche Sätze von türkischen Politikern geäußert und hier sinngemäß wiedergegeben, wie, „Der Putsch ist ein Geschenk Gottes“ oder „Das Volk verlangt die Todesstrafe und wir sind eine Demokratie und müssen dem Willen des Volkes entsprechen“ sind nur eines, entlarvend!
Worte und Handlungen auf dem Weg zur Diktatur und das zeigt uns auch hier wieder die Geschichte, sind gleich! Also, meine Gleichsetzung ist vermeintlich, denn ich habe nicht die Sprache Goebels gewählt, siehe die Zitate vom 28.02.1933.
Es steht mir als Deutschem nicht an darüber zu schreiben, was der Weg der Türken zu sein hat, aber es geht mich schon etwas an, wenn der Präsident der Türken, nachdem er sein Land auf dem Weg zu einer islamischen Großmacht bereits gespaltet hat, nun auch die in Deutschland ansässigen Türken in einen Bruderkrieg treibt, der zwingend Auswirkungen auf die deutsche Gesellschaft haben muss, also auch auf mich.
Nehmen wir an der Stelle für eine mögliche, aber keinesfalls wünschenswerte Entwicklung ein Beispiel aus dem Alltagsleben. Wenn in einer Familie sich die erwachsenen Brüder derart in die Haare kommen, dass es für alle Familienmitglieder unerträglich wird mit denen zu leben, ändert sich das Familienleben drastisch. Natürlich wird die Familie zuerst schlichtend versuchen Einfluss zu nehmen, sie werden keine Möglichkeit auslassen das Schlimmste zu verhindern, aber letztendlich kommt es, um den Rest der Familie zu schützen zum Bruch mit den sich streitenden Brüdern, einschließlich der Konsequenz sie aufzufordern, wenigstens zeitweilig, die Familie zu verlassen.
Ich frage, darf das im Verhältnis der Deutschen und Türken eine Option sein? Ich denke nicht! Sieht sich Präsident Recep Tayyip Erdogan ernsthaft so mächtig, dass er einen Bürgerkrieg zwischen den Deutschen und Türken in Deutschland entfesseln kann, ohne selbst dabei Schaden zu nehmen?
Präsident Erdogan ist mit Sicherheit ein begnadeter Menschenfänger, einer der besonders jene Menschen für sich einfangen kann, die sich nach einer starken Hand sehnen, die bisher in ihrem Leben lernten, stets geführt zu werden, die gewohnt sind, dass es andere für sie schon richten werden, die mit der Freiheit über ihr eigenes Leben, mit der Verantwortungsausfüllung für das eigenen Leben völlig überfordert sind.
Demokratie kann nur mit mündigen Bürgern gestaltet werden, mit Bürgern die sich nicht nur trauen ihre Meinung zu sagen, die ausgerüstet mit einer Streitkultur auch über das Wissen verfügen die Demokratie zu leben! Aber wie an der deutschen Geschichte gesehen, die Demokratie kann man auch mit unmündigen Bürgern demokratisch abschaffen, ohne das der demokratische Staat auch nur eine Chance hätte, diese demokratische Wahlentscheidung des Volkes aufhalten zu können, wenn dieser nicht gerade einen Bürgerkrieg in Kauf nehmen will.
Doch zurück, der Putsch in der Türkei ist nicht das Symbol, was von Präsident Erdogan beim Wandel zu einer islamischen Großmacht benutzt, manche sagen gezogen wurde, es ist nur das griffige Aushängeschild zum Symbol. Das Symbol sind die Worte von Fethullah Gülen, „Baut mehr Schulen, statt Moscheen“. Das ist der eigentliche Grund für den Kampf um die Köpfe in der Türkei. Ist die Türkei mit Gläubigen stark zu machen oder mit Wissenden, ist der Führer Erdogan oder Gülen. Beide haben nur das Pech den falschen Slogan zur falschen Zeit zu haben. Herr Gülen hat derzeit nicht die Macht, kurzfristig die Türken auf seinen Weg zu bringen, um eine islamische Großmacht zu entwickeln und Herr Erdogan hat das Pech seine, die Nichtanhänger Gülens, die Unmündigen auf seiner Seite zu haben, obwohl er später die Wissenden mehr nötig haben wird.
Unseren Pragmatikern in der Regierung sollten bei all ihrer Politikgestaltung gegenüber der Türkei endlich die Augen aufgehen, was Präsident Erdogan wirklich will, er will eine islamische Großmacht, wie auch sein Kontrahent, diese islamische Großmacht will. Beide sind sich uneins über den Weg der Türken, geht er jetzt über Gläubige, geführt von Herrn Erdogan oder über Wissende, geführt von Herrn Gülen, denn ein Thron und zwei Anwärter, das geht nicht! Um etwas anderes denke ich, geht es derzeit nicht in der Türkei, als um diesen Richtungs-, diesen Machtkampf!
Darüber hinaus muss unseren Politikern auch klar sein, einer islamische Großmacht, wenn sie beseelt ist vom Wunsch die eigene Sicht auf die Welt den anderen Völkern und Menschen aufzwingen zu müssen, wie das derzeit Saudi Arabien betreibt, kann niemals Teil eines gemeinsamen Wertesystems sein. Ich hoffe, dass diese Entwicklungen in der Türkei sehr ernst von unseren Politikern beobachtet werden und wenn nötig, auch harte Konsequenzen gezogen werden. Man kann mit solchen religionsgeleiteten Staaten friedlich koexistieren, Handel treiben, gemeinsame Politik im gegenseitigen Interesse betreiben, aber man muss stets wissen, sie werden uns bekämpfen, wenn sich die Möglichkeit dazu bietet, weil sich ihre Sicht auf die Welt allzu leicht für die Durchsetzung eigener Machtinteressen missbrauchen lässt.
Ja, unsere Politiker sind zwischen die Fronten geraten, wir sind in einem Bruderkonflikt, die Politik ist jetzt aufgefordert negative Konsequenzen für die deutsche Gesellschaft zu verhindern. Die Auseinandersetzung zwischen Türken und Türken in Deutschland zwingt zur Parteinahme der Deutschen! Und da denke ich, wenn schon Partei genommen werden muss, eher für eine Bewegung a la Gülen, bei der zu hoffen bleibt, dass langfristig Bildung wie auch in Europa, über den Weg der Aufklärung zum Wandel in der islamischen Religion und in der Gesellschaft führt, also auch zur Gleichstellung von Mann und Frau, denn an dem Punkt mangelt es noch bei der Gülen-Bewegung.
Mit fanatischen Gläubigen mag man fanatische Kriege und Säuberungsaktionen führen können, schafft aber keine stabilen Gesellschaften. Sollte es Herr Erdogan erleben, könnte es sein, dass er selbst den Politikwandel betreiben muss, er selbst mehr Schulen statt Moscheen zu bauen hat, um die aufsteigende Macht zu stabilisieren.
Natürlich können unsere Politiker diese Situation in dümmlicher Art auszusitzen suchen, doch das wäre die Steilvorlage schlechthin für alle nationalistischen, rechtsradikalen Kräfte in Deutschland sich nun als Retter der Deutschen gegen die „Islamische Gefahr“ aufspielen zu können und das ist dann auch das Ende der Demokratie in Deutschland. Bei einem Bruderkrieg inszeniert aus der Türkei, zwischen den Türken in Deutschland, werden sich sehr schnell die 20% der Deutschen finden lassen, die den Rest mit sich reißen können, um dann das Herum-Merkeln auszumerzen und dann ist Deutschland fast 100 Jahre danach, wieder da, wo es schon einmal war. Ich denke das dürfte eine allzu gruslige Zukunftsaussicht sein, besser, wir verhindern sie!