Die Würfel sind gefallen, man mag es nennen, wie man will, der Eiserne Vorhang ist wieder unten oder die Welt ist gespalten in Ost und West. Der Westen hat sich entschieden, gemäß seiner jetzt gültigen werteorientierten Politik kann und will er nicht mehr wirtschaftlich, wissenschaftlich-technisch, kulturell, sportlich und auch menschlich mit den Ländern zusammenarbeiten, die seine Werte nicht teilen! Das ist bereits zu sehen in der bisher auf Russland aber zunehmend auch auf China bezogenen Aufkündigung von wirtschaftlichen, wissenschaftlich technischen, kulturellen oder auch sportlichen gemeinsamen Aktivitäten zwischen West und Ost. Aber auch die Berichterstattung des Westens über diese beiden Länder weist das Trennende aus.

Es klingt banal, dass auch Globalpolitik, die ja nun einmal von Menschen gemacht wird, gleichermaßen funktioniert. Wenn zwei Menschen nur noch das Negative am Anderen sehen, sich Hass aufbaut, ist die Beziehung am Ende und man entscheidet sich dazu, es ist besser sich zu trennen!

Entsprechend dieser werteorientierten neuen Globalpolitik leitete der Westen die Abkehr von der bis dato gewohnten Globalisierung ein, dazu bewirkte er eine Antiglobalisierungskampagne. Die Initiative dazu ging von der Biden-Administration (USA) aus, welche sich bereits mit seiner Rede zur Amtseinführung am 21.Januar 2021 ankündigte als Präsident Biden vom kommenden Kampf mit Russland und China sprach. Im Gegensatz dazu sprach Kanzlerin Merkel in ihrer Einlassung von einem bevorstehenden Wettbewerb mit diesen Ländern.

Zur Umsetzung der Antiglobalisierungskampagne nutzte die US-Regierung den russischen Präventivkrieg vom 24.02.22 gegen die Ukraine. Unter dem emotionalen Eindruck eines besonders für Europäer, die über 70 Jahre lang keinen Krieg kannten, also den Schrecken, das Absurde und das Unerträgliche eines jeden Krieges, entstand so ein geschlossener Block, aus NATO-Staaten, Japan, Südkorea und Australien gegen Russland. Die Europäer erleben gerade diesen Krieg in ihrer Nähe mit aller medialen Wucht und Macht sowie hoch emotionalisiert. Für sie war der Krieg nach über 70 Jahren nicht mehr die Fortsetzung einer gescheiterten Politik, sondern für sie war er zum Betriebsunfall in Friedenszeiten geworden.

Dieser Block der westlichen Staaten, der über drei Monate recht homogen schien konnte aber nicht lange einig bleiben, da er nicht auf der Grundlage gleicher Grundinteressen sondern, euphorisch abgegebener Reaktionsbereitschaft, eben nur entsprechend seiner Werte geschaffen wurde und zeitweilig emotional so aufgeladen war, dass die Europäer ihre eigenen Grundinteressen zeitweilig vergaßen.
Mit geschichtlich noch nicht gekannten mehrstufigen Strafaktionen, Sanktionen genannt, gegen den russischen Aggressor, dabei gab es mindestens 3 Aggressionen in der jüngeren Vergangenheit seitens des Westens, die ungesühnt blieben und keine weltweit organisierten Strafaktionen nach sich zogen, wie heute im Fall Russlands, mit dem Ziel Russland so zu schwächen, dass es politisch, wirtschaftlich und militärisch nicht einmal mehr eine Regionalmacht darstellt, wollte und will der Westen seine globale Vormachtstellung klarstellen.

Obwohl diese Strafaktion aus Angst des Westens vor sie selbst vernichtenden Gegenreaktionen seitens Russlands bisher keine aktive militärische Komponente enthielt und er das auch tunlichst vermeidet, bis auf die eines Stellvertreterkrieges, ist sie in ihrer politischen, ökonomischen, aber auch kulturellen Wirkung geschichtlich einmalig und herausragend, dem Abwurf der US-amerikanischen Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki von 1945 gleichwertig. Es ist eine Machtdemonstration des Westens an Freund und Feind, der Westen ist fähig vom globalen Handel auszuschließen, weltweiten Handel als Waffe einsetzen zu können!

Besonders die aufsteigenden Mächte China und Indien wurden so am Beispiel Russlands gewarnt sich nicht dem Vorherrschaftsstreben des Westens in den Weg zu stellen.

Langfristig betrachtet sind diese in der Geschichte beispiellosen Strafaktionen gegen einen Aggressor, zumal der Westen selbst genügend Anlass in der Vergangenheit bot gleichermaßen bestraft zu werden und mit Sicherheit auch zukünftig noch weitere Aggressionen von ihm ausgehen werden (der nicht befriedete Nahostkonflikt sei hier genannt), stellen sie das Ende der bis dato bekannten Globalisierung dar. Das ist das beginnende Zerschmettern von langfristig gewachsener wirtschaftlicher, wissenschaftlich-technischer, kultureller, sportlicher und menschlicher Vernetzung der Länder auf der Erde. Das ist eine Kampagne zur Antiglobalisierung! Im Extremfall ist das für den Westen ein Zurückwerfen auf sich selbst, auf seine Wertegemeinschaft, der von einer Milliarde an Menschen, bei Verlust des Zugangs zu den restlichen sieben Milliarden Menschen, also potenziellen Kunden, die dem Westen wachsenden Wohlstand und Reichtum hätten bringen können, ihn aber auch wissenschaftlich-technisch hätten befruchtet.

Erschwerend kommt dabei auch noch hinzu, dass derzeit der Westen in der Wahrnehmung durch seine Vertragspartner seine Vertragserfüllung von der jeweiligen Einstellung zu seinen Werten abhängig macht, damit wird er zu einem unzuverlässigen Vertragspartner, der das Jahrhunderte alte Grundprinzip im Handel mit einem Geschäftspartner „pacta servanda“ bricht!

Und nicht zuletzt, das bewusste Zerschmettern globaler Vernetzung aus niederem Grund, nur um seine Vormachtstellung zu sichern, wird die Menschheit im Kampf gegen die Erderwärmung mit einem hohen Preis zu bezahlen haben.

 

Autor: Carsten Bluck, Politikwissenschaftler

Published by Carsten Bluck

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